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Wir stehen drauf: Deshalb sind Sneaker angesagt wie nie
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Wir stehen drauf: Deshalb sind Sneaker angesagt wie nie

  • Ob beim Stadtbummel oder auf einer Cocktailparty – die lässigen Turnschuhe sind überall. Die deutschen Designer Michael Michalsky und Guido Maria Kretschmer sprechen mit uns über den Wandel von reiner Sportbekleidung zum modischen It-Piece. Von Burkhard Fraune
Gäste mit unterschiedlichen Schuhen verfolgen die Modenschau des Labels Marc Cain im Velodrom. Auf der Berlin Fashion Week werden die Kollektionen für Frühling/Sommer 2020 vorgestellt.

Lässig, sportlich und ein bisschen unangepasst: Wer Sneaker anzieht, zeigt wer er ist. Oder wer er gern wäre. Ob in Leder, Baumwolle oder Synthetik, klassisch weiß oder farbenfroh – straßentaugliche Turnschuhe sind angesagt. Seit Jahren geben die Deutschen Millionen dafür aus, selbst Rentner und Manager steigen in Sneaker. Deutsche Designer beschwören den Boom:

«Dieser Trend wird nie verglühen»,

meint etwa Michael Michalsky. «Vielleicht haben wir ja bald auch einen Bundeskanzler in Sneakers – you never know.» Die Mode-Experten meinen aber auch: Nicht jeder sollte alles tragen.

Michael Michalsky, Modedesigner, steht bei einem Pressetermin in einem Atelier zwischen von ihm entworfenen Shirts.
Modedesigner Michael Michalsky in Berlin. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Eines muss man zunächst wissen: Einen Turnschuh zu förmlichen Anlässen anzuziehen, ist nichts Revolutionäres mehr. Als 1985 der Grünen-Politiker Joschka Fischer in schneeweißen Nikes kam, um als hessischer Umweltminister vereidigt zu werden, da war das ein echter Tabubruch. Wenn der TV-Moderator Cherno Jobatey in den 90ern mit Anzug und Sportschuhen auftrat, sprach man darüber.

«Die Zeit ist Sneakerreif»

Doch die Welt hat sich gedreht. «Die Zeit ist sneakerreif», sagt der Designer Guido Maria Kretschmer – auch wenn der Hersteller Puma kürzlich wissen ließ, der Boom flache etwas ab.

«Die Leute wollen schnell, sie wollen bequem»,

sagt Kretschmer.

Joschka Fischer (Grüne, r), in Anzug und Sportschuhen, wird von Holger Börner (SPD) als Minister für Umwelt und Energie im Landtag vereidigt.
Der Grünen-Politiker machte es vor: Zu seiner Vereidigung als Minister für Umwelt und Energie kam Joschka Fischer 1985 in Anzug und Sportschuhen in den Landtag in Wiesbaden. (Foto: Heinz Wieseler/dpa)

Schlabberlook breitet sich aus. Wer schon mit Kapuzenpulli im Hörsaal saß, muss ihn nach dem Examen nicht wegwerfen. Immer häufiger ist der Hoodie auch im Büro okay. Auch Kollegen in Jogginghose gibt es öfter, meist mit Sneaker.

Anzug, Krawatte, Turnschuh

Das zeige nur, wie sich das Leben verändert habe, auch das berufliche, sagt Michalsky.

«Heute gibt es unheimlich viele Jobs, die es vor 30 Jahren nicht gab, App-Entwickler etwa. Berufe, für die man eine gewisse Uniform anziehen muss, sind fast verschwunden.»

Anzug und Krawatte, das werde vielleicht noch von Rechtsanwälten oder im Vorstand von Dax-Konzernen erwartet.

Cherno Jobatey, TV-Moderator, ist zu Gast in der Talkshow «Böttinger».
TV-Moderator Cherno Jobatey präsentierte sich in der Talkshow «Böttinger» mit Turnschuhen und Anzug. (Foto: Jörg Carstensen/dpa)

«Wenn es eine schicke Jogginghose und schicke Sneaker sind, hat man in vielen Unternehmen heute wahrscheinlich größere Chancen als wenn man irgendeinen Anzug trägt», mutmaßt Michalsky, der auch mal Chefdesigner bei Adidas war. Schließlich wirke sportliche Kleidung agil, jung und flexibel.

Alter ist auch nur eine Zahl

Doch laufen alternde Männer in Turnschuhen Gefahr, sich lächerlich zu machen? Kretschmer winkt ab.

«Ich glaube, dass das ganz gut geht. Männer sind irgendwie auch Jungs.»

Turnschuhe könne man auch mit 99 Jahren noch tragen. Frauen trügen kleine Sneaker inzwischen als Hausschuhe, statt «Pantöffelchen». «Wenn es feucht ist und sie noch schnell mal in den Garten wollen. Das macht ja auch Sinn.»

Älteren Frauen und Männern rät Kretschmer: «Vielleicht nicht so übertriebene Modelle, die dann nur den Look auf den Turnschuh legen. Oder auch nicht diese Riesen-Plateaus, diese Riesen-Biester, mit denen man schnell umknicken kann und dann womöglich einen Oberschenkelhals-Bruch bekommt.» Michalskys Tipp: «Wenn man 75 ist, ist ein neonfarbener Sneaker vielleicht nicht mehr für jeden was. Aber das Alter hat heute nichts mehr mit einer Zahl zu tun.»

(MAG99/dpa)

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