Sie lesen gerade
Giorgio Armani: unermüdlich kreativ
[vc_row][vc_column][vc_empty_space][vc_widget_sidebar sidebar_id=“custom_widget_sponsor_kopfzeile“][/vc_column][/vc_row]

Giorgio Armani: unermüdlich kreativ

  • Erst erfand er die Männermode neu und dann die der Frauen. Der italienische Designer gehört längst zu den Allergrößten seiner Zunft – und denkt noch lange nicht an Ruhestand. Von Axel Botur
Designer Gorgio Armani steht bei den Männermodenschauen 2007/2008 auf dem Laufsteg. Erst erfand er die Männermode neu und dann die der Frauen. Giorgio Armani gehört längst zu den Allergrößten seiner Zunft. Am 11. Juli feiert Giorgio Armani seinen 85. Geburtstag.

Es waren hektische Wochen für Giorgio Armani: Ende Mai die Präsentation seiner Resort-Kollektion in Tokio, Mitte Juni zwei Fashion Shows mit der neuen Männermode in Mailand. Und dann, vor ein paar Tagen das Defilee seiner Couture-Linie Privé in Paris. Noch wahnwitziger erscheint dieses Programm, schaut man auf das Alter des Designers: Am 11. Juli feiert Giorgio Armani seinen 85. Geburtstag.

Ein Model trägt eine Kreation der Armani Privé Haute Couture Kollektion bei den Pariser Haute-Couture-Schauen für Herbst/Winter 2019/20. (Foto: Kamil Zihnioglu/AP/dpa)
Ein Model trägt eine Kreation der Armani Privé Haute Couture Kollektion bei den Pariser Haute-Couture-Schauen für Herbst/Winter 2019/20. (Foto: Kamil Zihnioglu/AP/dpa)

Nötig hätte er diesen Stress schon lange nicht mehr. Sein Imperium steht solide da. Mit der Gründung einer Stiftung wurde dessen Zukunft abgesichert. Und ein Platz unter den größten Designern der Modegeschichte ist ihm auch längst sicher. Warum also nicht einfach das Leben genießen?

«Mein Leben ist die Arbeit. In sie habe ich immer meine gesamte Energie gesteckt»,

machte er unlängst in einem Interview mit dem italienischen Nachrichtenmagazin «Panorama» deutlich, warum Ruhestand für ihn keine Option ist.

Ein Model trägt eine Kreation aus der Frühjahr/Sommer 2019 Haute Couture Modekollektion von Giorgio Armani Prive.
Extravagant: Eine lila Kreation aus der Frühjahr/Sommer 2019 Haute Couture Modekollektion von Giorgio Armani Privé. (Foto: Fashionpps/ZUMA Wire/dpa)

Giorgio Armani wurde am 11. Juli 1934 in Piacenza bei Mailand geboren. Er war das mittlere von drei Kindern eines Buchhalters und einer Hausfrau. Obwohl nicht reich, kleidete sich seine Mutter stets schlicht und elegant. Immer wieder betonte Armani später, wie wichtig sie für die Ausprägung seines Stilempfindens war. Doch zunächst begann er ein Medizinstudium, brach es aber bald wieder ab. Die Familie lebte inzwischen in Mailand. Eher zufällig fand er eine Anstellung im Mailänder Kaufhaus «La Rinascente» – als Schaufensterdekorateur, später als Einkäufer.

1975 gründete er mit seinem Partner sein eigenes Label

Und dort wurde bald ein renommierter Designer auf ihn aufmerksam: Nino Cerruti. Er engagierte Giorgio Armani für seine Männerlinie. Ohne jegliche Vorbildung auf diesem Gebiet entwarf er nun Mode. 1975 gründete er sein eigenes Label, gemeinsam mit seinem Partner Sergio Galeotti, der jedoch zehn Jahre später starb.

Aus der Marke wurde mit der Zeit ein Lifestyle-Imperium. Die Umsätze lagen zuletzt bei rund 2,3 Milliarden Euro. Mit seinen diversen Linien kleidet der Designer ganz unterschiedliche Bevölkerungsschichten ein – von den maßgefertigten, sündhaft teuren Modellen seiner Privé bis hinunter zu Armani Exchange. Dort gibt es dann zum Beispiel Kleider für 150 Euro. Dazu kommen Accessoires, Düfte und Kosmetik, Möbel, zwei Hotels, selbst Pralinen vertreibt er unter seinem Namen. Und: Das Unternehmen gehört ihm allein. Immer wieder versuchten die großen Luxuskonzerne vergeblich, ihm wenigstens ein paar Anteile abzukaufen.

Der Designer Giorgio Armani nimmt Applaus am Ende der Armani Prive Haute Couture Kollektion bei den Haute-Couture-Schauen für Herbst/Winter 2019/20 entgegen.
Giorgio Armani nimmt in Paris den Applaus am Ende der Haute-Couture-Schauen für Herbst/Winter 2019/20 entgegen. (Foto: Kamil Zihnioglu/AP/dpa)

Das alles geht auf eine so simple wie im Rückblick geniale Idee zurück. Armani nahm dem Anzug den Charakter einer Rüstung und schuf eine weiche, die Schulter umspielende Silhouette ohne steife Einlagen. Die Farbpalette reduzierte er auf unauffälliges Grau, Beige und Dunkelblau. Damit revolutionierte er zuerst die Männermode, dann die der Frauen.

Ein Schlüsselmoment seiner Karriere war die Ausstattung von Richard Gere in dem Film «American Gigolo» (1980). Dieser machte seinen Stil weltweit bekannt und steht exemplarisch für eine bis heute anhaltende enge Liaison mit den Hollywood-Stars.

Schauspieler Richard Gere freut sich bei der Verleihung des 11. Deutschen Nachhaltigkeitspreises über den Ehrenpreis.
Für Hollywood-Star Richard Gere entwarf der Designer den Look im Kino-Klassiker «American Gigolo». (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Exzesse sind dem Modeschöpfer nach wie vor ein Gräuel. Wann immer es auf den Laufstegen zu laut und schrill zugeht, erhebt er mahnend die Stimme. Legendär sind seine «Duelle» mit Gianni Versace, der mit einem neobarocken, flamboyanten Stil in den 1980er- und 1990er-Jahren seinen Gegenpol bildete.

«Armani entwirft für die Ehefrau, Versace für die Geliebte»,

so hieß es damals in Mailand.

Gleichwohl ist Armanis Mode längst nicht mehr nur schlicht. Kräftige Farben und fantasievolle Stickereien tauchen – wohldosiert – auch bei ihm auf. Er sei ein Gefangener seines Stils, hat der Designer oft beklagt. Er habe nicht die Freiheit, all seine Ideen umzusetzen. Zu ausgeprägt sei die Vorstellung, was Armani ist und was nicht.

Aber kann Arbeit allein wirklich ein Leben ausfüllen? «Es gibt etwas, was ich bereue», gestand er einmal dem Magazin «How to spend it».

«Nicht mehr Zeit mit den Menschen verbracht zu haben, die ich liebe. Und dass ich so viele schöne Orte auf der Welt nie sehen konnte.»

Der Autor will gehört haben, wie bei diesen Sätzen ein Zittern in Armanis Stimme lag.

(MAG99/dpa)

Wie finden Sie diesen Beitrag?
Absolut top!
0
Gut
0
Mittelmäßig
0
Schlecht
0
Ziemlich Flop
0
Kommentieren (bisher 0 Kommentare)

Eine Antwort schreiben

MAG99 ist eine beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragene Wortmarke.

© 2019 Inclousiv Media GmbH, München.

Nach oben