Chris de Burgh: „Endlich ein Baby!“
- Der Superstar freut sich über Familienzuwachs und zeigte sich dabei ungewohnt zartbesaitet. Zwischen Tour und Familie nahm er sich Zeit für ein Gespräch mit Anke Sieker.

Anke Sieker ist Journalistin und lebt in München.
Momentan tourt der Superstar mit Band und seinen größten Hits durch Deutschland – den Alben «Into The Light» und «Moonfleet & Other Stories». Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, nach seinem Konzert in München einen Zwischenstopp im Hotel Bayerischer Hof einzulegen. Auch, weil er mit München besondere Erinnerungen verbindet: Hier feierte er Ende der 70er-Jahre seine ersten großen Konzerterfolge – dank seines Fans Thomas Gottschalk, der ihn auch regelmäßig im Radio spielte. Im Interview mit Anke Sieker erzählte der sympathische Ire von seinen adeligen Vorfahren und seinem Faible für mystische Geschichten. Auch verriet er ein bevorstehendes, freudiges Ereignis, das mit einem bisher gehüteten, traurigen Familiengeheimnis verbunden ist.
Geheimnisse, Irland und die Musik
Mit München verbinden Sie offensichtlich positive Erinnerungen?
Ja, deshalb ist es gestern auch sehr spät geworden. Nach einem wunderbaren, rund dreistündigen Konzert in der Philharmonie habe ich meinen alten Freund, Ex-Fußballspieler Didi (Dietmar) Hamann, mit dem ich seit seiner Spielzeit beim FC Liverpool befreundet bin, zum Abendessen getroffen. Deutschland allgemein ist mir schon vor langer Zeit ans Herz gewachsen. Nicht nur wegen seiner vielfältigen Kultur. Ich erinnere mich auch gerne daran zurück, wie ich in den 70er Jahren das erste Mal mit Freunden am Rheinufer saß und wir biertrinkend den sonnigen Tag genossen haben. Ich habe mir schon damals gedacht: «Ich mag dieses Land. Hierher möchte ich unbedingt regelmäßig wieder zurückkehren!» Inzwischen kann ich an jeder Autobahnausfahrt sagen: «Hier war ich schon mal!»
Die deutschen Fans sind mir so lange treu geblieben. Ich bin ihnen sehr dankbar dafür, dass sie mich so viele Jahre unterstützt haben. Deshalb freue ich mich auch besonders darauf, im Sommer nächsten Jahres nach dem Ende der Fußball-Europameisterschaft – wo ich fieberhaft zu Hause die Spiele verfolgen werde – wieder auf Solo-Deutschlandtour zu gehen.

Sie sind offensichtlich Fan von Abenteuer-Geschichten – auch Ihre Songs handeln häufig von Fantasy-Storys, Märchen und Sagen. Was gefällt Ihnen daran?
Vielleicht liegt’s an meinem familiären Background. Die Wurzeln meiner Familie lassen sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen – den Zeiten von Richard Löwenherz. Meine Vorfahren waren irisch-normannische Adelige und ich bin im Familienschloss aufgewachsen. Mich hat auch immer die Geschichte des Mittelalters und natürlich auch die Legende von Robin Hood fasziniert. Im Shakespeares Stück «King John» kommt auch einer meiner Vorfahren, Hubert de Burgh, vor. Der nahm als Hofmarschall des Königs von England, Johann Ohneland, eine wichtige Position einnahm.
Sie sind seit Ihrem sechsten Lebensjahr in Irland aufgewachsen. Stimmt es, dass die Iren allgemein eine melancholische Natur und ein Faible für mystische Geschichten haben?
Ja, das geht auf ihre Geschichte zurück. Vor hunderten von Jahren saßen die Familien in ihren Hütten um eine Feuerstelle herum, haben sich Geschichten erzählt und Lieder gesungen. Das hat bis heute Tradition. Wenn eine irische Hochzeit gefeiert wird, ist es üblich, dass jeder der Gäste die Möglichkeit hat eine Geschichte zu erzählen und ein Lied zu singen – bevor sich die Leute anschließend betrinken.
Wünschen Sie sich, dass es in der heutigen Zeit mehr Helden wie Robin Hood gäbe?
Für mich gibt es keinen persönlichen Helden, aber ich finde, dass jeder ein Held ist, der sich für andere einsetzt und Zivilcourage beweist. Ich denke, dass wir heute eine Situation haben, wo Politiker komplett den Respekt zunichte gemacht haben, den man in dieser Position eigentlich haben sollte. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass sich das wieder ändert. Donald Trump widert mich an. Auch seine Hetznachrichten über Twitter. Trotzdem machen es ihm inzwischen viele andere Politiker nach und nutzen Twitter auf ihre populistische Art. Boris Johnson ist mit seiner unberechenbare Art ein anderes Beispiel. Es braucht dringend mehr Helden, die sich gegen solche Politiker durchsetzen.
Inwiefern setzen Sie sich für das Gute ein?
Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich einen Job habe, der andere glücklich macht. Das hört sich banal an, aber ist sicher besser als gar nichts zu tun. Für mich ist es ein wunderschönes Gefühl auf der Bühne zu stehen und in strahlende Gesichter zu sehen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie gut es tut für zwei bis drei Stunden ein Konzert zu besuchen, die Musik zu genießen und dabei alle Sorgen hinter sich zu lassen.

Bei Ihren Konzerten singen Sie auch Ihre Hits aus den 70er und 80er Jahren. Werden Sie manchmal sentimental, wenn Sie zurückdenken?
Ja, es gab ja auch in meiner Karriere viele Höhen und Tiefen. Meine Stimme hat sich inzwischen sehr verändert, ist sogar besser geworden als vor 30 Jahren – auch in den höheren Tönen.
Einer Ihrer größten Hits ist eindeutig «Lady in Red». Wie kamen Sie ursprünglich auf die Idee zu dem Song?
Ich sehe Dinge oft auf eine filmische Weise: Mein Kopf ist wie ein Multiplex-Kino. Bei diesem Lied war es so, dass ich an meinem Klavier saß und sich in meiner Fantasie ein Film abgespielt hat. Die Handlung: Ein Paar will ausgehen und er wartet bereits ungeduldig mit den Autoschlüsseln in der Hand auf seine Frau. Die macht sich für den Abend zurecht und wird einfach nicht fertig. Ich denke, die Situation ist bekannt. Also wird der Mann (in meinem «Film») immer genervter, bis die beiden schließlich in eisiger Stille nebeneinander im Auto sitzen, sie auf der Party ankommen und dort in verschiedene Richtungen gehen. Er trinkt einige Bier, geht nach einigen Stunden in einen anderen Raum und entdeckt plötzlich diese wunderschöne Frau im roten Kleid, die von anderen Männern umschwärmt wird. Und er erkennt: «Mein Gott, das ist meine Frau!» Also geht er auf sie zu und entschuldigt sich für seine Unaufmerksamkeit bei ihr. Der Song handelt also davon, dass wir anderen häufig zu wenig Aufmerksamkeit schenken – insbesondere dem eigenen Partner.
Den Song «For Rosanna» haben Sie für Ihre wunderschöne Tochter geschrieben. Angeblich sind sie einander sehr nah, fahren sogar noch gemeinsam in den Urlaub…
(Chris de Burghs Stimme wird sehr dünn und er bekommt Tränen in den Augen) Ja! Es ist kein Geheimnis, dass meine Frau und ich große Schwierigkeiten hatten, ein Baby zu bekommen. Noch dazu gab es eine komplizierte Eileiterschwangerschaft mit lebensbedrohlichen Blutungen, die meine Frau fast umgebracht hätte. Doch Gott sei Dank hat sie überlebt! Doch die Ärzte haben ihr danach nur eine fünfprozentige Chance prognostiziert noch Kinder zu bekommen. Dass wir heute drei gesunde, erwachsene Kinder haben, ist also ein Wunder. Jeder, der erleben durfte, wie es ist, ein neugeborenes Baby im Arm zu halten, kann das sicher nachvollziehen und weiß, wie großartig es sich anfühlt, ein neues Leben zu begrüßen. Man empfindet ein Gefühl der Unsterblichkeit. Das Leben bekommt in diesem Moment einen Sinn. Deswegen war es mir auch ein ganz natürliches Bedürfnis, meiner Tochter zu ihrer Geburt 1984 ein Lied zu widmen. Ich habe auch zwei Songs für meine Söhne geschrieben und ich glaube, sie mögen ihre Lieder auch.
Meine Familie ist das Wichtigste für mich. Und ich verrate Ihnen noch ein Geheimnis: In zwei Wochen werde ich zum ersten Mal Großvater. Ein riesiges Geschenk für uns. Denn auch meine Tochter hatte große Schwierigkeiten ein Baby zu bekommen. Sie ist bereits viele Male schwanger geworden, doch jedes Mal hat sie ihr Baby verloren. Für Rosanna und ihren Mann bedeutete das ein emotionales Chaos, immer wiederkehrende Konsultationen bei Ärzten und diverse chirurgische Eingriffe. Die einzige Option war, das Kind von einer Leihmutter austragen zu lassen. Und nun fiebern wir alle dem Moment entgegen, wo diese wundervolle junge Frau Ende November hoffentlich ein gesundes Baby zur Welt bringen wird. Es soll ein kleines Mädchen werden und ich werde endlich Opa!
Das wird bestimmt ein besonders schönes Weihnachtsfest?
Mit Gottes Hilfe! Umso mehr fiebern wir diesem größten Geschenk, das wir mit der ganzen Familie feiern wollen, entgegen.
[su_box title=Tourneedaten 2020″]Solo Tour Sommer 2020
06.07.20 Suhl (Congress Centrum Suhl)
07.07.20 Nürnberg (Serenadenhof Nürnberg)
09.07.20 Cottbus (Stadthalle Cottbus)
11.07.20 Neubrandenburg (Haus der Kultur und Bildung)
12.07.20 Schwerin (Freilichtbühne Schlossgarten)
14.07.20 Lübeck (Musik- und Kongresshalle Lübeck)
16.07.20 Essen (Colosseum Theater Essen)
17.07.20 Düsseldorf (Capitol Theater)
19.07.20 Mannheim (Rosengarten Mozartsaal)
20.07.20 Wiesbaden (Kurhaus Wiesbaden)
23.07.20 Würzburg (Congress Centrum Würzburg)
25.07.20 Chemnitz (Theaterplatz Chemnitz)
Luisenburg-Festspiele Wunsiedel
27.07.20 Wunsiedel (Luisenburg-Festspiele)
28.07.20 Wunsiedel (Luisenburg-Festspiele)
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Anke Sieker ist Journalistin und lebt in München. --- STYLE.MAG99 ist das seit Oktober 2019 neue Onlinemagazin für selbstbewusste Frauen. In unserem VIP-Bereich finden Sie zusätzliche Top-News, Stories und Gewinnspiele. Jetzt Newsletter abonnieren!