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100 Jahre Bauhaus – eine Vision lebt
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100 Jahre Bauhaus – eine Vision lebt

  • Die berühmte Kunstschule der Moderne existierte gerade einmal zwischen 1919 und 1933. Doch was in Weimar, Dessau und Berlin entworfen wurde, hat nichts von seiner Relevanz eingebüßt. Die Möbel sind immer noch gefragt. Von Uta Abendroth
Das Bauhaus-Gebäude in Dessau, das Walter Gropius 1925 gestaltete. (Foto: Shutterstock)

Geometrische Formen, der auf ein Minimum beschränkte Materialeinsatz und kein Detail zu viel – das sind Bauhaus-Möbel. Sie gelten als der Inbegriff der Reduktion. In Zeiten, in denen Klassiker den Ton angeben und die Möbelmessen mit Retro-Look-Entwürfen geflutet werden, ragen diese Ikonen des 20. Jahrhunderts wieder heraus – und das 100 Jahre nach ihrer Entstehung.

Weit ihrer Zeit voraus

Dabei war das, was von 1919 bis 1933 in den Werkstätten der berühmtesten Kunstschule der Moderne entstand, damals alles andere als zeitgemäß oder Mainstream. Es war Avantgarde. Die Möbel waren ihrer Zeit weit voraus und von einer optischen Leichtigkeit, die nichts mit den damals typischen gängigen schweren und dunklen Holzmöbeln gemein hatte.

Bei Bauhaus-Möbeln dominieren Stahl, Glas und Kunststoff.
Bei Bauhaus-Möbeln dominieren Stahl, Glas und Kunststoff. (Foto: Thonet/dpa-tmn)

«Die Bauhaus-Möbel stehen für eine Abkehr vom Dekor, für eine schmucklose Formensprache, deren Klarheit die Zweckmäßigkeit des Objektes betont»,

erklärt Angelika Nollert, Direktorin von «Die Neue Sammlung – The Design Museum» in München. «So gilt der frühe Lattenstuhl namens Ti 1a von Marcel Breuer (1922) bis heute als eine Ikone des Bauhauses.»

Im Gegensatz zu den Formen der Gründerzeit und des Jugendstils stehen Bauhaus-Möbel für eine neue Zeit und eine Haltung, die die Gesellschaft positiv verändern wollte. «Die Möbel sind aber nicht nur ein Phänomen ihrer Zeit, sie sind gleichsam die materialisierte Vision eines „Baus der Zukunft“, die uns bis heute beschäftigt und fasziniert», so Nollert.

Für die Bauhaus-Designer ging es darum, ästhetisch ansprechende Objekte zu kreieren, die ebenso schnörkellos wie funktional und haltbar sind. Elemente wie Tischplatten oder –beine wurden zum Beispiel in der Regel auf einfache geometrische Formen reduziert. Das gelang auch deswegen, weil Materialien wie Stahl, Glas, Sperrholz und Kunststoff dank neuer industrieller Techniken damals leichter verfügbar wurden. Die Idee: Je einfacher ein Entwurf gestaltet ist, desto effizienter lässt er sich produzieren.

Entwürfe sind heute noch aktuell

Die überwiegende Zahl der damaligen Möbelentwürfe wird heute von drei Firmen produziert: Knoll International, Tecta und Thonet. Stilistisch handelt es sich bei Bauhaus-Möbeln in den meisten Fällen um Kombinationen aus Stahl und Leder oder Stoff.

Ein Sessel, der dank seiner minimalistischen Leichtigkeit nicht von seiner Popularität eingebüßt hat, ist der Wassily Chair (Knoll International, 1925/26). Marcel Breuer nahm als Inspiration die traditionelle Form eines gediegenen Clubsessels und vereinfachte sie. Am Ende blieb eine Art Silhouette übrig mit Sitzfläche, Rücken und Armen aus Segeltuch, heute Leder.

Für den Wassily Chair hat Designer Marcel Breuer als Inspiration die traditionelle Form eines gediegenen Clubsessels genommen und sie vereinfacht. (Foto: Knoll International/dpa-tmn)
Wassily Chair von Designer Marcel Breuer (Foto: Knoll International/dpa-tmn)

Ein weiterer Sessel, der sich als Sitzmöbel für Hotel-Lobbys und Empfangsräume etabliert hat, ist der Barcelona Chair (Knoll International, 1929) von Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich. Er wirkt dank seiner x-förmigen, dezent geschwungenen Stahlbeine filigran, die Sitzfläche scheint förmlich über dem Boden zu schweben.

An geometrische Prinzipien hielt sich Walter Gropius beim Sessel F 51 (Tecta). Neu an dem Sitzmöbel war die hinterbeinlose Konstruktion, bei der weder zwei Beine noch die Lehne den Boden berühren. Aber in keinem anderen Möbel wird die Inspirationsquelle der Geometrie so deutlich wie in der Babywiege von Peter Keler (Tecta, 1923). Sie setzt sich aus Kreisen, Dreiecken und Rechtecken zusammen.

Dass die Möbel über so viele Jahrzehnte attraktiv geblieben sind, veranlasst auch zeitgenössische Designer, sich immer wieder mit den Stücken auseinanderzusetzen. Das Hamburger Duo Besau Marguerre hat zum Beispiel eine limitierte Jubiläumsedition des Thonet-Stuhls namens S 533 F von Mies van der Rohe in zwei Ausführungen entworfen.

«Die Möbel des Bauhaus sind der Startpunkt des Möbel- und Produktdesigns, das sich in den letzten 100 Jahren entwickelt hat und daher von hoher Relevanz»,

erklären die Designer Marcel Besau und Eva Marguerre. «Der klare und reduzierte Einsatz hochwertiger Materialien und die grafische Ruhe geben den Möbeln eine klassische Zeitlosigkeit. Dabei verändert sich natürlich die ästhetische Beurteilung und die individuelle Geschichte mit den Möbeln über die Jahrzehnte. Mit feinen Details lassen sich diese Klassiker dennoch schnell wieder ins Jetzt holen.»

(MAG99/dpa/tmn)

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